Die Zeit rast, Trends entwickeln sich immer schneller und das 21. Jahrhundert ist vor allem eins: agil. Genau deshalb möchte niemand mit einer Lösung, einem System oder einer Plattform in der Sackgasse steckenbleiben.
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Im Allgemeinen spricht man von einem Vendor Lock-in, wenn jemand an einem Produkt, einer Software oder einer Dienstleistung festhalten muss, weil ein Wechsel oder eine Migration zu kostspielig, schwierig, riskant oder ressourcenintensiv wäre.
Obwohl die Kosten eines Wechsels oft zu den meistgenannten Gründen gehören, gibt es auch andere Hindernisse, beispielsweise eine komplexe Datenmigration, fehlende Funktionen oder Integrationen in der neuen Lösung oder eine derartig starke technisch-infrastrukturelle Abhängigkeit von der alten Lösung, dass ein Wechsel nahezu unmöglich ist.
Bei Geräten und Hardware kann es auch zum Vendor Lock-in kommen, wenn notwendiges Zubehör (z. B. Kabel, Tintenpatronen, Batterien) vom Hersteller gekauft werden muss und keine Produkte anderer Marken zugelassen sind. Apple-Besitzer:innen dürfte dieses Problem bekannt sein und auch fast alle großen Druckerhersteller machen ihren Kund:innen gerne das Leben mit teuren Exklusivpatronen schwer.
Ein faszinierendes Konzept ist auch das "Technology Lock-in", das den Einfluss einer dominanten Technologie über seine Nutzer:innen beschreibt. Hier geht es nicht um Hardware-Limitierungen oder Migration, sondern eher darum, dass Menschen, Unternehmen und Infrastrukturen so an die dominante Technologie gewöhnt sind, dass jeder Wechsel auf eine Alternative Probleme mit sich bringen würde (man denke hier an das Betriebssystem Linux oder jedes Keyboard-Layout, das nicht QWERTY ist).
Der Technology Lock-In ist jedoch eher als allgemeines Marktthema spannend und beeinflusst individuelle Unternehmen weitaus weniger, die sich viel mehr darum sorgen, dass eine holistische Plattform bzw. ein System (z.B. CRM) durch einen Lock-in die Skalierbarkeit, Flexibilität und individuelle Entwicklung eines Unternehmens massiv einschränken kann.
Laut Statista ist das Vermeiden eines Cloud Vendor Lock-ins war 2019 für 53% aller Befragten ein wichtiges Thema. 2022 sind es nur noch 47% im Jahr 2022. Hier dürfte interessant sein, ob das Thema insgesamt an Bedeutung verloren hat, ob es weniger Vendor Lock-in-Fälle gibt oder ob andere Themen relevanter sind.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die aktuelle Software-Landschaft und wo der Vendor Lock-in immer noch Herausforderungen für Unternehmen darstellt.
Brian King (via The New Stack) erklärt die Herausforderung der so genannten "Data Gravity" im Zusammenhang mit dem Vendor Lock-in als eine Art schwarzes Loch, das eine Migration unmöglich macht. Je mehr (wichtige) Daten in einem System verwendet werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass mit diesen Daten andere Anwendungen, Dienste, Workflows und weitere Datensätze verbunden sind. Migriert man diese Daten, sind alle verknüpften Anwendungen und Daten betroffen.
Dies ist ein sehr modernes Problem, denn wir verwenden und arbeiten mit mehr Daten als je zuvor. Ich würde sogar sagen, dass dieses Lock-in-Problem nicht zwangsläufig mit spezifischen Anbietern zusammenhängt, eher in der Natur unserer heutigen IT-Ökosysteme liegt, also dem Netzwerk aus verschiedenen Systemen, Verbindungen, Arbeitsabläufen und Anwendungen.
King schreibt, dass sich dieses natürliche Phänomen verschlimmert, wenn die Technologie des Anbieters proprietär (also sehr spezifisch) ist, was es schwieriger macht, andere Systeme mit ihr zu verbinden. Allgemein anerkannte Standards können hier oftmals die Datenschwerkraft vermeiden, da sich Prozesse, Daten und Systeme leichter übertragen lassen.
Daher arbeiten große Technologieunternehmen wie beispielsweise Microsoft mit Open Source für ihre Integrations- und Entwicklerplattform Azure, um Kunden mehr Flexibilität zu ermöglichen.
Brian Fleming schreibt für Planet Crust, dass die neu gewonnene Freiheit der Low-Code/No-Code-App-Entwicklung den Nachteil hat, dass sie oft in ein in sich geschlossenes Ökosystem integriert ist, das wiederum an einen bestimmten Anbieter gebunden ist (z. B. Microsoft Power Platform).
Die meisten dieser Anbieter haben Ökosysteme, die groß genug sind, um eine Infrastruktur innerhalb dieser Systemlandschaften zu entwickeln und ermöglichen auch mehr Optionen zur Datenmigration. Aber für Anwendungen, die innerhalb einer Low-Code/No-Code-Plattform entwickelt wurden, ist es dennoch komplexer, diese ohne die Entwicklungsplattform "mitzunehmen".
"Die Migration von Anwendungen und Daten in eine andere Umgebung ist sehr komplex, und in den meisten Fällen müssen alle angepassten Anwendungen von Grund auf neu konfiguriert werden."
Je nach Art der Anwendungen ist dies möglicherweise kein großes Problem, wenn diese als Funktionalitäten und Spezifikationen für das "neue/nächste" System definiert werden können, wie z.B. Automatisierungen, Berichte usw. Wenn das aktuelle System Ihnen außerdem Flexibilität bei Integrationen und individuellen Anpassungen bietet, möchten Sie es vielleicht auch nicht so schnell wechseln.
Es gibt nicht den einen sicheren Weg, um ein Vendor-Lock-in zu vermeiden, da es - wie erläutert - viele verschiedene Arten gibt, sich in der IT-Landschaft in die Ecke zu manövrieren. Zusätzlich hängt es davon ab, wie Sie ein System nutzen, wie stark es integriert, verbunden und angepasst ist, wie Ihre Daten verwaltet werden und was vertraglich festgelegt wurde.
Prüfen Sie das Kleingedruckte - stellen Sie sicher, dass der Anbieter einen schnellen Datenexport gewährleistet und zwar auch in Formaten, die Ihre Migration unterstützen.
Denken Sie voraus - wenn Sie Dienste, Anwendungen und Integrationen von einem Anbieter hinzufügen, denken Sie bereits an die Exit-Strategie und fragen Sie, wie die Technologie des Anbieters diese unterstützt.
Open Source ist Ihr Freund - wie bereits erwähnt, kann Open Source die Herausforderung der Datenschwerkraft mindern und die Migration erleichtern.
Die Mischung macht's - verlassen Sie sich nicht auf einen einzigen Anbieter. Eine Kombination von Clouds (Multi-Clouds) und verschiedenen Lösungen sorgt für ein flexibleres System, in dem sich einzelne Lösungen einfacher austauschen lassen. "Hüten Sie sich jedoch vor einer zu starken Fragmentierung", erklärt King, da zu viele Integrationen auch die Gesamtkomplexität und den Wartungsaufwand (sowie die Fehlerquellen) erhöhen können.
Beziehen Sie alle Beteiligten ein - stellen Sie sicher, dass Sie nicht nur die Geschäftsbereiche oder nur Ihr IT-Team in den Entscheidungsprozess für neue Systeme einbeziehen, sondern alle Stakeholder miteinander in den Dialog setzen, um sowohl die geschäftlichen als auch die technologischen Anforderungen auszuarbeiten, bevor Sie eine Entscheidung treffen.
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