Was steckt hinter Inspiration?

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Inspiration sorgt nicht nur für produktiveres Arbeiten, sondern unterstützt Kreativität, Innovation und Motivation. Doch was sind Inspirationsquellen und wie kann man sie fördern?

Bevor wir in das Wie, Wo und Warum unseres Themas eintauchen, ist es wichtig, zu definieren, was ich im Kontext des Beitrags mit "Inspiration" meine. Der Begriff selbst ist relativ abstrakt, weshalb Definitionen und Bedeutungen von Person zu Person unterschiedlich sein können.

Definition: Was bedeutet Inspiration?

Laut dem Cambridge Dictionary ist Inspiration:

"Jemand oder etwas, das einen auf die Idee bringt, etwas zu tun".

In diesem Sinne ist Inspiration normalerweise eine Quelle oder ein Auslöser für einen Gedanken, eine Handlung oder eine andere Entwicklung in uns.

Künstler:innen lassen sich von Musen, von anderer Kunst oder ihrem eigenen Leben inspirieren.

Viele Menschen werden von beeindruckenden Taten anderer Menschen oder von mitreißenden Reden inspiriert.

Musik, Prosa, Poesie und andere Kunstwerke können uns dazu inspirieren, uns selbst und unsere Umwelt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Kurz gesagt: Inspiration ist etwas, das Veränderungen hervorruft.

Dabei ist die Veränderung oft:

  • ungeplant
  • positiv
  • intrinsisch (Inspiration kann also nicht von außen erzwungen werden, sondern wächst aus sich heraus)

Inspiration kann einem also nicht aufgezwungen werden, nicht mal von einem selbst. Sie ist vielmehr eine Erfahrung, ein Gefühl oder etwas anderes, das neue Ideen und Möglichkeiten eröffnet.

Dies entspricht den drei Hauptbestandteilen der Inspiration, wie sie von Todd M. Thrash und Andrew J. Elliot (Inspiration as a Psychological Construct) beschrieben werden.

  1. Inspiration wird hervorgerufen (Ursache und Wirkung).
  2. Inspiration motiviert dazu, danach zu handeln.
  3. Inspiration geht über das normale menschliche Handeln und Denken hinaus (d.h. es handelt sich um eine plötzliche Klarheit oder Offenbarung).

Was "inspiriert" die Inspiration?

Thrash und Elliot haben verschiedene Studien durchgeführt, um herauszufinden, was in der Regel positiv mit Inspiration korreliert (und was nicht). Was also unterstützt ein inspirierendes Umfeld und was hindert es?

  1. Annäherung vs. Vermeidung

Es ist sicher nicht überraschend, dass eine offene Grundhaltung, die auf Erfahrungen, Gefühle, etc. zugeht eher inspiriert als Vermeidungsverhalten. Inspiration kann zwar nicht erzwungen werden, aber sie kann sehr wohl unterdrückt werden, wenn man sich neuen Einflüssen verschließt.

  1. Bestrebung vs. Konkurrenz

Der Wunsch, etwas zu erreichen, wird oft mit Inspiration in Verbindung gebracht. Es ist beispielsweise sehr wahrscheinlich, dass Sie diesen Artikel gerade lesen, weil Sie selbst den Wunsch hegen, öfter inspiriert zu werden.

Interessanterweise wird das Bestreben, besser als andere zu sein - also mit ihnen in Konkurrenz zu treten, nicht mit Inspiration verknüpft. So können Menschen inspirieren, wenn man sie als Vorbild nimmt, aber nicht, wenn man darum bemüht ist, besser als sie zu sein.

  1. Optimismus vs. Pessimismus

Eine weitere unumstößliche Erkenntnis ist, dass eine optimistische Einstellung die Inspiration fördert und Pessimismus sie in der Regel behindert. Als gelegentliche Pessimistin weiß ich, dass Pessimismus bei der Identifizierung von Herausforderungen von Vorteil sein kann, aber nur, wenn im Anschluss "optimistisch" nach Problemlösungen gesucht wird.

Das Erkennen von Problemen ist eine gute Sache, aber es ist nur dann inspirierend, wenn man nicht beim Problem aufhört, sondern den nächsten Schritt geht, um es zu überwinden.

  1. Intrinsische Motivation vs. extrinsische Motivation

Interessanterweise sind externe Motivationen nicht eng mit Inspiration verbunden. Dies sollte vor allem für Führungskräfte, Mentoren und Manager wichtig sein, denn es bedeutet:

Sie können niemanden dazu zwingen, sich von Ihnen inspirieren zu lassen.

Das ist schwer zu hören, für viele Chefs und Mentor:innen, die gerne inspirieren wollen. Aber es befreit Sie auch vom Druck, "inspirieren" zu müssen. Inspiration lässt sich nicht kontrollieren oder erzwingen.

  1. Engagement vs. Distanz

Bei dieser Unterscheidung ist es wichtig zu erwähnen, dass es hier nicht darum geht, dass introvertierte oder schüchterne Menschen weniger inspiriert sind als extrovertierte Menschen.

Eine Person, die sich in sozialen Situationen wohlfühlt und ihre Energie aus menschlicher Interaktion bezieht, ist nicht automatisch jemand, der sich auf andere Menschen, Standpunkte und Erfahrungen einlässt. So mancher extrovertierte Mensch kann sogar sehr distanziert sein, wenn er mehr auf sich selbst als auf andere fokussiert ist.

Sich auf neue Dinge und Menschen einzulassen, bedeutet vielmehr, dass man nicht nur offen für Dinge und Menschen ist, sondern mit ihnen interagieren, sie kennen lernen und Beziehungen zu ihnen aufbauen möchte.

Distanziert zu sein, bedeutet in der Regel, dass man kein Interesse hat. In gewissem Sinne ist es ein passiver Zustand des Vermeidens. Man vermeidet nicht aktiv etwas, aber man ist auch nicht aktiv involviert. Inspiration braucht jedoch die Interaktion, denn sie ist wie ein Funke - sie braucht Energie, einen Anstoß von außen, um sich zu manifestieren.

  1. Expertise vs. Oberflächen-wissen

Der Studien zufolge sind hochqualifizierte Menschen oft inspirierter als andere. Das bedeutet nicht, dass nur Akademiker:innen oder professionelle Expert:innen Inspiration finden können. Es zeigt vielmehr, dass Inspiration durch Wissen und Erfahrung entsteht.

Zu wissen, wie Dinge funktionieren, ist vielleicht nicht entscheidend für Inspiration, aber es öffnet mehr Möglichkeiten zur Inspiration. Daher gesellt sich das Können bzw. Wissen auch zur Offenheit und dem Engagement, wenn es um inspirierende Verhaltensweisen geht.

Einfach gesagt: Unwissenheit inspiriert nicht.  

So hat Picasso nicht sofort abstrakt gemalt. Tatsächlich sind seine frühen Werke unglaublich realitätsnahe Portraits und Stillleben. Die Fähigkeit sowie das Wissen über das Kunsthandwerk waren quasi die Voraussetzungen für Picasso, sich zu seiner abstrakten Kunst inspirieren zu lassen.


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von Juliane Waack

Juliane Waack ist Editor in Chief bei DIGITALL und schreibt über die digitale Transformation, Megatrends und warum eine gesunde Kultur die Basis für jedes erfolgreiche Unternehmen ist.

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