Spotlight Kanada: Digitale Grundlagen brauchen innovativen Push

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Kanadas digitale Grundlagen sind solide, aber es fehlt der Funke, um an der Spitze digitaler Leader mitzuwirken. Wie steht das Land in Bezug auf Infrastruktur, Wirtschaft und IKT-Fähigkeiten da?

Inhalt:

  1. Stärken
  2. Schwächen
  3. Fazit

Disclaimer: Normalerweise verwende ich den DESI-Bericht als Rahmen für meine Spotlight-Artikel. Da Kanada im DESI-Index nicht erfasst ist, wird dieser Überblick etwas anders aufgebaut sein. Ich werde dennoch versuchen, die üblichen Themen einzubeziehen ( digitales Grundwissen, IKT-Arbeitskräfte, Infrastruktur, Digitalisierung der Unternehmen und Digitalisierung des öffentlichen Sektors).

Die Stärken: IKT ist entscheidend für die Wirtschaft

Starke Infrastruktur

Insgesamt bietet Kanada Breitband mit 50/10 Mbit/s für 89,50% und ist besonders erfolgreich mit mobilem LTE mit einer Gesamtabdeckung von 99,50%, 97,40% in ländlichen Gemeinden und 88,80% auf Hauptverkehrsstraßen und Autobahnen (Quelle: Government of Canada).

Nach Angaben von Data Reportal liegt die durchschnittliche Geschwindigkeit der mobilen Internetverbindung bei 72,87 Mbit/s und die der festen Internetverbindung bei 97,51 Mbit/s. Beide Werte sind 2022 maßgeblich gestiegen.

Kein Mangel an IKT-Beschäftigungsmöglichkeiten

"Das Beschäftigungswachstum im IKT-Sektor übertrifft seit vielen Jahren die Gesamtwirtschaft"

(Quelle: ised-isde.canada.ca, PDF). Jeder zweite IKT-Mitarbeitende hat einen Hochschulabschluss (etwa 15% mehr als in anderen Branchen in Kanada).

Kanadas IKT-Sektor macht 5,3% des gesamten BIP aus. Außerdem entfallen mehr als 20% aller Dienstleistungsexporte auf IKT-Dienstleistungen. Die Investitionen in die IKT-Branche sind im Jahr 2021 um 9,1% gestiegen und machen satte 44,1% in der Wirtschaft aus. Es ist klar, dass kanadische Unternehmen realisiert haben, wie wichtig es ist, in digitale Technologien zu investieren, um die eigenen Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Laut Statistics Canada hat ein Drittel aller kanadischen Unternehmen im Jahr 2021 zumindest einige eCommerce-Verkäufe getätigt, was einem Anstieg von 8% gegenüber 2019 entspricht. Wie so oft bieten große Unternehmen eher eCommerce an (38%), aber mittlere (36%) und kleine Unternehmen (32%) liegen dicht dahinter, was auf internationaler Ebene eher ungewöhnlich ist, da KMU beim Einsatz digitaler Technologien oft signifikant zurückhaltender als große Unternehmen agieren.

85% der Unternehmen setzen IKT ein und 53% nutzen unternehmensweite Computernetzwerke. Das Internet der Dinge wird von 22,2% genutzt, was vergleichsweise hoch für einen Technologietrend ist, der häufig geplant wird, sich jedoch selten in der Umsetzungsphase befindet.

Darüber hinaus bieten 40% aller Unternehmen, die IKT-Spezialisten beschäftigen, auch IKT-Schulungen zur Weiterentwicklung an. Bei großen Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie solche Schulungen anbieten, doppelt so hoch wie bei kleinen Unternehmen.

Verstärkte Nutzung digitaler öffentlicher Dienste

Die Pandemie hat dazu geführt, dass mehr Menschen über Websites auf öffentliche Dienste zugreifen (Quelle: Government of Canada, Canada's Digital Ambition 2022). Im Vergleich zu 2018 kontaktierten Bürger:innen die Regierung im Jahr 2020 um 16% mehr über die Website. Insgesamt nutzten 44% die Website für ihre Anliegen. 28% griffen zum Telefon und nur 14% besuchten die Angebote vor Ort.

Da die Umfrage inmitten der Pandemie durchgeführt wurde, ist es natürlich naheliegend, dass die Ergebnisse damit zu erklären sind, dass 2020 viele Büros geschlossen waren und Menschen zusätzlich Social Distancing-Regeln einhielten. Spannend wird hier die Entwicklung dieser Zahlen in den nächsten Jahren, um einen Trend außerhalb von Krisensituationen zu identifizieren.

Die Schwachstellen: Skill-Gap und eine zurückhaltende Wirtschaft

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Ländliche Infrastruktur ist lückenhaft

Auch wenn die Breitbandabdeckung insgesamt gut aussieht, sind ländliche Gebiete mit einer Abdeckung von nur 53,40% nach Angaben der kanadischen Regierung weit abgeschlagen. Das bedeutet, dass die Menschen, aber auch die Unternehmen außerhalb der größeren Städte weniger gut vernetzt sind und insgesamt über langsameres Internet verfügen.

Fehlende IKT-Resourcen

Obwohl Kanadas IKT-Wirtschaft vergleichsweise stark ist, sind nur 3,8% der Arbeitskräfte IKT-Fachkräfte (Quelle: ised-isde.canada.ca). Wie viele andere Länder auf der Welt leidet auch Kanada unter dem Fachkräftemangel im IT-Sektor. Die Arbeitgeber sehen einen Mangel an:

  • digitalen Grundkenntnissen (5 %)
  • Informatik (16 %)
  • Informationstechnologie (10%)
  • Datenwissenschaft und Analytik (14%)

(Quelle: cdhowe.org)

In Anbetracht der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen keine Schulungen anbietet (in mittleren und kleinen Unternehmen sogar noch weniger), könnte das Skill-Problem auch durch mehr interne Entwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildungsprogramme gelöst werden.

Laut C.D. Howe ist die Nachfrage nach digitalen Fähigkeiten in digital orientierten Jobs von 2020 bis 2021 um mehr als 80% gestiegen, was stark darauf hindeutet, dass die Pandemie auch in Kanada die Notwendigkeit der digitalen Transformation unterstrichen und Projekte beschleunigt hat.

Unternehmen adoptieren digitale Technologien nur langsam

Statistics Canada zufolge gehört Cloud Computing zu der am häufigsten verwendeten Technologien, wird jedoch nur von 45,3% der befragten Unternehmen genutzt. Mehr noch, nur 3,7% verwenden Software und Hardware, die künstliche Intelligenz nutzen. Trotz des insgesamt soliden digitalen Rahmens scheinen die meisten kanadischen Unternehmen bei der Einführung moderner Technologien zu zögern. Dies könnte sich jedoch zukünftig ändern, da die Adoptionsrate von KI allein im Jahr 2021 um beeindruckende 20% gestiegen ist.

Digitale öffentliche Dienste brauchen nutzer:innenfreundlichere Optionen

Im offiziellen Bericht der kanadischen Regierung heißt es, dass die Behörden und Systeme des Landes aktualisiert werden müssen, da "viele IT-Systeme und Infrastrukturkomponenten veraltet, komplex und kostspielig in der Wartung sind". Darüber hinaus haben Umfragen ergeben, dass die Öffentlichkeit die angebotenen Dienste als zu zeitaufwändig und mühsam empfindet.

68% aller Befragten gaben ein oder mehrere Probleme mit digitalen Diensten an.

In einer internationalen Umfrage gaben nur 30% von Kanadas Bürger:innen an, dass sie digitale öffentliche Dienste nutzen. Der Durchschnitt in anderen Ländern liegt bei 46%.

Fazit: Kanada muss den digitalen Schwung nutzen

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Wenn ich mir Kanadas Statistiken und Umfragen ansehe, fühle ich mich an Deutschland erinnert: eine vergleichsweise solide Infrastruktur, eine starke digitale Industrie, nicht genügend IKT-Fachkräfte und eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit der digitalen öffentlichen Dienste. Kanada ist gut gerüstet, um nicht hinterherzuhinken, verpasst jedoch aktuell die Chance, sich im Bereich der digitalen Transformation und Innovation hervorzuheben.

Vor allem die mangelnde Cloud-Nutzung in Unternehmen, gepaart mit dem geringen Interesse an innovativen Technologien, ist ein potenzielles Hindernis für die digitale Zukunft. Ebenso bieten zu wenige Unternehmen intern IKT-Schulungen an, beklagen aber, dass ihren Mitarbeitenden das digitale Know-how fehlt. Man könnte fast vermuten, dass diese beiden Dinge zusammenhängen.

Positiv zu vermerken ist, dass die Nutzung des eCommerce sowie die Rolle der IKT-Branche in der kanadischen Wirtschaft insgesamt zeigen, dass Kanada sich bewusst ist, wie wichtig die Digitalisierung für die Zukunft ist. Auch gibt es schon jetzt Bereiche, in denen Unternehmen viel weiter fortgeschritten sind als in anderen Ländern. Wenn vor allem KMU den Geschäftssinn ihrer eCommerce-Strategien auch bei anderen digitalen Geschäftsmodellen und -lösungen anwenden würden, so könnten sie sich global behaupten.


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von Juliane Waack

Juliane Waack ist Editor in Chief bei DIGITALL und schreibt über die digitale Transformation, Megatrends und warum eine gesunde Kultur die Basis für jedes erfolgreiche Unternehmen ist.

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