Spotlight Österreich: Digitale Megatrends treffen Fachkräfte-Mangel

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6 Minuten Lesezeit

Österreich ist unglaublich gut in den Bereichen digitale Bildung, öffentlicher Dienst und Wirtschaft aufgestellt. Kleine Lücken und eine mittelmäßige Infrastruktur deuten jedoch darauf hin, dass vor allem die Wirtschaft bei ihren digitalen Entscheidungen mutiger sein muss.  

Content: 

  1. Die Stärken: Digitale Fähigkeiten und herausragendes E-Government 
  2. Die Schwachstellen: Infrastruktur und digitale Grundlagen 
  3. Die Zukunft: Die Problemfelder beheben, um auf den Erfolg aufzubauen 

Im Digital Economy and Society Index (DESI) liegt Österreich auf Platz 10 von 27 EU-Mitgliedsländern und damit in der unteren Spitze (Quelle: Europäische Kommission). Trotz vieler guter Werte lohnt sich auch ein Blick auf die Schwächen, die langfristig Einfluss auf die digitale Zukunft des Landes haben könnten 

Die Stärken: Digitale FÄhigkeiten und herausragendes E-Government

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Österreich verfügt über ein hohes Maß an digitaler Kompetenz: Zwei Drittel der Bevölkerung haben zumindest grundlegende digitale Kenntnisse und 39% verfügen über mehr als grundlegende digitale Kenntnisse. Darüber hinaus haben 69% der Bevölkerung mindestens grundlegende Softwarekenntnisse, was 11% mehr als der europäische Durchschnitt ist.  

Auch in der IKT-Expertise ist Österreich stark: 4,5% der Erwerbstätigen sind im IKT-Sektor tätig (gegenüber 4,3% in der EU), und 20% davon sind Frauen, was leicht über dem europäischen Durchschnitt liegt. Außerdem liegt Österreich mit 4,5% IKT-Absolvent:innen über dem EU-Durchschnitt.   

Österreich ist innovativ

Was die Infrastruktur betrifft, so liegt Österreichs Stärke in der 4G- und 5G-Abdeckung, wobei letztere mit 66% Bereitschaft um 15% über dem europäischen Durchschnitt liegt. Auch bei der Verbreitung von mobilem Breitband sowie bei den Breitbandpreisen liegt Österreich um 10% über dem EU-Durchschnitt. Tatsächlich bietet Österreich bereits 5G-Dienste für Verbraucher:innen an, was das Land zu einem Vorreiter in diesem Megatrend macht.  

Wie in den meisten Ländern ist die Integration digitaler Technologie speziell in Unternehmen in einigen Bereichen hoch, in anderen niedrig. Nahezu zwei von drei Unternehmen haben zumindest ein Grundmaß an digitaler Intensität. Die Unternehmen nutzen soziale Medien, künstliche Intelligenz und IKT für die ökologische Nachhaltigkeit stärker als die meisten ihrer europäischen Konkurrenten. Vor allem der elektronische Handel ist in Österreich stark, wobei kleine und mittlere Unternehmen fast doppelt so häufig Online-Shops für internationale Kund:innen anbieten als der EU-Durchschnitt (15% gegenüber 8%).  

Vorbild im Bereich E-Government

Wirklich herausragend ist Österreich in den Bereichen öffentliche Dienstleistungen und E-Government. In allen Unterpunkten dieser DESI-Kategorie liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt. Und im Gegensatz zu etlichen Ländern mit ausreichendem Angebot nutzt die österreichische Bevölkerung die Dienste auch überwiegend (81% vs. 64% EU-weit). Ein wahrscheinlicher Grund dafür sind verschiedene Maßnahmen zur Verringerung des Verwaltungsaufwands für Unternehmen und zur Erleichterung der elektronischen Kommunikation zwischen Bürger:innen und Behörden.  

Die Schwachstellen: INfrastruktur und digitale Grundlagen

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An einem bestimmten Punkt muss die Frage gestellt werden, warum Länder mit einem hohen DESI-Digitalisierungsgrad oft eine vergleichsweise schlechtere Infrastruktur haben als Länder, die schlechter positioniert sind. In Österreich liegt nicht nur die Infrastruktur für Very High Capacity Networks (VHCN) 20% unter dem europäischen Durchschnitt, auch die Breitbandnutzung ist geringer. Bei 100-Mbit/s-Breitbandanschlüssen im Festnetz sind es nur 12% im Vergleich zu 34% in der EU, insbesondere in ländlichen Gebieten. Hier stellt sich die Frage, ob dies hauptsächlich auf ein schlechtes Netz in ländlichen Gebieten oder auf mangelndes Interesse zurückzuführen ist (zumal die Preise vergleichsweise günstig sind).  

Unternehmen zögern bei digitalen Grundlagen

Eine weitere Frage ist auch, warum österreichische Unternehmen in Sachen KI, Social Media und E-Commerce so weit sind, während digitale Grundlagen wie Cloud und Big Data unterrepräsentiert sind. Möglicherweise verfügen gerade Unternehmen im ländlichen Raum nicht über ausreichende Netzwerkkapazitäten, um Big Data-Analysen und Cloud-basierte Systeme und Dienste erfolgreich zu nutzen. Die Tatsache, dass nur 22% der Unternehmen elektronische Rechnungen anbieten, während es EU-weit 32% sind, scheint jedoch eher auf kulturelle oder Compliance-Herausforderungen zurückzuführen zu sein, da dieser Dienst keine 5G-Geschwindigkeiten benötigt, um umgesetzt zu werden.  

Ich möchte anmerken, dass Österreich derzeit an mehreren Cloud- und Edge Computing-Projekten mit Deutschland arbeitet und auch an einem europäischen Quantencomputer-Projekt beteiligt ist. Das Land selbst ist sehr fortschrittlich, wenn es um Cloud Computing und KI geht. Es scheint eher so, dass kleine und mittlere Unternehmen entweder nicht über die richtigen Mittel verfügen oder ihnen die richtigen Anwendungsfälle fehlen, um moderne Technologien in ihrer Strategie einzusetzen.  

Der Fachkräftemangel trifft auch Österreich

Darüber hinaus bieten weniger österreichische Unternehmen IKT-Schulungen an als im EU-Durchschnitt, was bedeuten könnte, dass viele österreichische Unternehmen den Wert der Digitalisierung und die Notwendigkeit ihrer Umsetzung für einen langfristigen Geschäftserfolg nicht erkennen. Dies ist umso wichtiger, da 2018 fast 10% mehr Unternehmen IKT-Schulungen angeboten haben als 2020, was nicht sehr logisch erscheint, wenn man bedenkt, dass die Notwendigkeit der Digitalisierung von Arbeitsplätzen, Dienstleistungen und Plattformen in den letzten Jahren drastisch zugenommen hat.  

Ein weiteres großes Problem - mit dem auch fast alle anderen Länder konfrontiert sind - ist der Mangel an IKT-Arbeitskräften trotz der hohen Zahl an IKT-Absolvent:innen. Laut einem Statusbericht der WKO ist die Abbrecherquote bei IKT-Student:innen viel höher als in anderen Studiengängen. Während viele Master-Student:innen aufgrund des so genannten "job out" abbrechen, also Jobangebote von Unternehmen annehmen, brechen viele Bachelorstudent:innen oft ab und verlassen den IKT-Sektor komplett. Anscheinend entsprechen die akademischen Kurse nicht den Erwartungen der Student:innen. Hier müssen schnell konkrete Ursachen und Lösungen gefunden werden. 


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 Die Zukunft: Die Problemfelder beheben, um auf den Erfolg aufzubauen

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Österreich ist in den Bereichen digitale Bildung, Wissenschaft und öffentliche Dienstleistungen führend. Um diesen Erfolg weiter auszubauen, muss das Land jedoch eine Infrastruktur gewährleisten, die flächendeckend Hochgeschwindigkeitsinternet bereitstellt. Darüber hinaus muss die österreichische Wirtschaft ihre digitale Transformation durch den Einsatz von Cloud-basierten Technologien, Big Data und Online-Diensten verstärken, um auf dem globalen Markt konkurrenzfähig zu sein.  

Viele Unternehmen sind mit ihren KI-Strategien und E-Commerce-Diensten bereits an der Spitze, doch für eine erfolgreiche Transformation müssen alle Prozesse, Daten und Plattformen miteinander verbunden werden, um das Geschäftspotenzial voll auszuschöpfen.  

Dazu gehört auch das Erweitern des Ausbildungsprogramms in Unternehmen sowie attraktive IKT-Studiengänge, um die Abbruchsquote zu reduzieren.  Die Unternehmen müssen eng mit den Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten, um das Bewusstsein für IKT-Berufe zu schärfen und attraktive Ausbildungen und akademische Abschlüsse anzubieten.

Bei DIGITALL zum Beispiel bieten wir Student:innen die Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln und ihre Abschlussarbeit in Zusammenarbeit mit unseren Digitalexpert:innen zu schreiben.  

Stellen für Student:innen

von Juliane Waack

Juliane Waack ist Editor in Chief bei DIGITALL und schreibt über die digitale Transformation, Megatrends und warum eine gesunde Kultur die Basis für jedes erfolgreiche Unternehmen ist.

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