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Entspannt & glücklich auf Arbeit: 5 Tipps, um die Stimmung zu heben
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Jeder macht Fehler, jeder hat eine Geschichte über ein schreckliches Projekt oder ein komplettes Desaster zu erzählen - aber Misserfolge sind nichts, wofür man sich schämen muss. Von F***Up-Nights bis hin zu Ted Talks - auch im Business helfen Fehler dabei, um zu wachsen und zu lernen.
Inhalt:
Eine von der Stanford University und Tessian durchgeführte Studie zu Cyber-Angriffen hat gezeigt, dass eine Unternehmenskultur, die keine Fehler zulässt und andernfalls bestraft, schädlich für den Unternehmenserfolg ist, da Mitarbeitende dennoch Fehler machen, diese aber so weit wie möglich für sich behalten (mehr zu Fehlern im Bereich Cyber Security lesen Sie übrigens hier).
Zusätzlich kam die Studie zum Ergebnis, das insbesondere Expert:innen und Führungskräfte seltener ihre Fehler zugeben, aus Angst, dass sie ihren Ruf und ihr Ansehen innerhalb des Unternehmens verlieren könnten.
Aber: Jeder macht Fehler. Das ist eine unumstößliche Tatsache. Es gibt wissenschaftliche Belege, dass es uns sogar schaden kann, Fehler (bis zu einem gewissen Grad) vollständig zu vermeiden, da Fehler auch Innovation und Kreativität schüren, beim Lernen helfen und sogar Menschen miteinander verbinden.
(Video kann mit automatisch generierten deutschen Untertiteln geschaut werden. Klicken Sie dazu auf das CC-Symbol)
(Im Folgenden werde ich über Fehler reden, die im regulären geschäftlichen Rahmen auftreten können - der Referenzrahmen wird also eher "einen Termin verpassen" umfassen und nicht "das Leben von hunderten Menschen ruinieren")
Die folgenden Fehlerursachen stammen aus dem liebevoll betitelten Scientific American-Artikel "The Psychology of the breathtakingly stupid mistake" (Die Psychologie des atemberaubend dummen Fehlers) von David Z. Hambrick.
Häufig überschätzen sich Personen, deren Leistung nicht ihrer eigenen Vorstellung entspricht (das kennt man auch als Dunning-Kruger-Effekt). Wird jemand beispielsweise wegen des selbstbewussten Auftretens und ohne weitere Analyse der Fähigkeiten und Erfahrungen eingestellt (was nicht selten vorkommt), können sich Fehler schnell ansammeln.
Manchmal reagieren und entscheiden wir einfach impulsiv, ohne genauer über Dinge (und Konsequenzen) nachzudenken. Das führt dazu, dass wir eben nicht um Feedback bitten, die Situation von außen betrachten oder unsere Entscheidung nachprüfen. Im Privatleben kann das die berühmte "betrunkene Textnachricht" oder der Spontankauf sein. Aber auch im Geschäftsleben können impulsive Handlungen verheerende Folgen haben, wenn sie nicht auf Fakten und Erfahrungen, sondern auf Bauchgefühlen und einer Prise Adrenalin beruhen.
Manchmal agiert unser eigener Kopf gegen uns. Fehler können bei kognitiver Überlastung, hoher Anspannung oder Erschöpfung auftreten und sind in der Regel mit einem Denkprozess verbunden, der einfach in die falsche Richtung geht, z.B. wenn man das Salz in den Kaffee schüttet, weil man in Gedanken bereits im nächsten Meeting sitzt.
Ein Unternehmen, das Bestrafung vor der Lösungsfindung priorisiert, wird nicht weniger Fehler machen, aber Probleme damit haben, die Fehler überhaupt rechtzeitig (oder generell) zu identifizieren, da niemand sich traut, offen über sie zu reden. Umso wichtiger ist es also, eine gesunde Fehlerkultur zu pflegen.
Der Begriff "Fehlerkultur" hat viele verschiedene Definitionen. Kritiker:innen gehen so weit zu sagen, dass sie zu Fehlern ermutigt, was ich außerhalb von Lern- und Testszenarien für unwahrscheinlich halte. Selbst die progressivsten Thought Leader auf LinkedIn werden in ihrem Unternehmen froh darüber sein, wenn Fehler im Geschäftsalltag so gering wie möglich gehalten werden. Dazu aufzufordern, beim Lernen und Experimentieren auch bewusst Fehler zuzulassen ist derweil etwas ganz anderes (und hat Studien zufolge diverse Vorteile).
Ich persönlich sehe eine gesunde Fehlerkultur als einen Ansatz, um Fehler in einem sicheren und respektvollen Umfeld anzusprechen und über sie zu sprechen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und gleichzeitig die richtigen Kanäle und Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um Fehlermanagement zu unterstützen. Dabei sollten Konsequenzen nicht mit Bestrafung verwechselt werden. Konsequenzen können neue Prozesse und mehr Transparenz umfassen und müssen nicht in öffentlichen Bestrafungen enden.
Wir haben bislang über Fehlerursachen und darüber, wie man eine gesunde Fehlerkultur schaffen kann (und warum dies so wichtig ist). Bleibt also noch die Frage, wie Fehler, Irrtümer und Misserfolge tatsächlich auch positive Aspekte in der Zusammenarbeit und individuell mit sich bringen können.
Der Pratfall-Effekt beschreibt, dass hochkompetente Menschen, die kleine Fehler machen, sympathischer wirken, als wenn sie scheinbar perfekt sind. Offenbar können sich Menschen besser in Vorgesetzte, Superstars und Expert:innen hineinversetzen, wenn diese auch mal stolpern und ihre Schwächen zeigen.
In einem verblüffenden Artikel von Wong und Lim im "Journal of Educational Psychology" beschreiben die Autoren, dass absichtliche Fehler tatsächlich "sinnvolles Lernen fördern" können. Einen Fehler zu machen, obwohl man genau weiß, dass er falsch ist, und ihn dann zu korrigieren, führt offenbar zu einer besseren und intensiveren Lernerfahrung.
Manchmal kann ein Fehler ein Licht auf größere Probleme werfen, die vielleicht unbemerkt geblieben wären, z. B. unklare Zuständigkeiten, fehlerhafte Prozesse oder fehlende Werkzeuge. Vor allem, wenn Fehler oder Misserfolge immer wieder auftreten, ist dies eine gute Gelegenheit, einen Schritt zurückzutreten und den Gesamtprozess zu betrachten, um zu sehen, warum die Dinge nicht funktionieren.
Fehler können dazu beitragen, sich als Person (zum Besseren) zu verändern. Vor allem Expert:innen, Fachleute und Führungspersönlichkeiten sind oft etwas zurückhaltend, wenn es darum geht, Fehler einzugestehen, weil sie fürchten, Respekt und Ansehen zu verlieren. Dadurch sind diese Personen jedoch auch weniger geneigt, etwas Neues zu lernen, ihre eigenen Kenntnisse zu überprüfen oder Ihre althergebrachten Herangehensweise zu verändern.
Je mehr Selbstvertrauen eine Person hat, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre eigenen Ergebnisse überprüft. Kathryn Schulz schreibt in ihrem Buch "Being Wrong" das sehr selbstbewusste Menschen eher dazu neigen, sich zu verteidigen als zu versuchen, die Probleme zu lösen, was sogar soweit eskalieren kann, dass sie sich weigern, Fehler offen einzugestehen (via Gustavo Razzetti für "Psychology Today").
Jeder Mensch kann aus Fehlern lernen und unterschiedliche Erkenntnisse aus ihnen gewinnen:
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Juliane Waack ist Editor in Chief bei DIGITALL und schreibt über die digitale Transformation, Megatrends und warum eine gesunde Kultur die Basis für jedes erfolgreiche Unternehmen ist.
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